THEORIES/ESSAYS
«Wir schauen auf die Welt und sehen was |
«We look at the world and see what we have learned to believe what is there. We have been conditioned to expect some specific … ,but as photographers, we must learn to let go our believes.» Aaron Siskind |
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"Die Erkenntnis, dass die Dinge und auch unser Leben unvollkommen, nicht abgeschlossen und stets im Wandel sind, befreit mich von dem Perfektionswahn, der die Menschen in den westlichen Industrienationen überfordert und ausbrennt. Fotografen werden seit vielen Jahren von der Fotogeräteindustrie im Interesse des Profits zu Technikfetischisten erzogen. Damit ständig neue Kameras verkauft werden können, preist man immer wieder neue perfekte Fotoapparate mit absolut scharf zeichnenden Objektiven zum Verkauf an. Ein Schärfewahn macht sich in den unzähligen Fotoforen im Internet breit. Wir erliegen der Illusion, dass die Welt und die Wirklichkeit mit der Fotografie scharf und genau erfasst werden kann." Franz Huempfner «Ich bin nicht daran interessiert neue Dinge zu fotografieren, sondern die Dinge neu zu sehen.» Ernst Haas, FotografDabei sucht er mit seiner Fotografie nicht nur das eigene Seelenleben, sondern auch die Seele und den Bewusstheitszustand der Gesellschaft und der Welt zu ergründen. Fotografie war und ist für den experimentierfreudigen Künstler nicht nur Abbild der Welt. Stets versucht er mit seinen Bildern die Strukturen und die Wirklichkeit hinter der sichtbaren Welt zu ergründen und dem Betrachter zu vermitteln. Die Kamera ist für ihn Werkzeug für sein künstlerisches Schaffen, so wie ein Maler Pinsel und Farbe für sein Schaffen benutzt. Ob er nun Blumen oder Bäume fotografiert, immer gestaltet er die vorgefundenen Gegenstände und Formen nach ästhetischen Regeln und schafft somit eine neue bildnerische Wirklichkeit. “Kunst erschließt uns neue Bewusstseinsebenen und bereichert unser Leben”, meint Franz Hümpfner. “Wir leben in unseren Tagen in einer Welt, die wir hauptsächlich visuell erfahren. Als Folge der Erfindung der Fotografie und des Films am Ende des 19. Jahrhunderts werden wir tagtäglich mit Tausenden von Bildern, häufig im Wechsel von nur wenigen Sekunden bombardiert. Wir versuchen die Welt mit Fotoabbildungen in Besitz zu nehmen, die Zeit fest- und anzuhalten. Leider werden wir durch die Überschwemmung mit den vielen Bildreizen verwirrt zurückgelassen. Zum Wesentlichen des Lebens dringen wir aber nur in der Stille und Konzentration vor. Kunst schafft diesen Raum der Konzentration. Sie ist konzentrierte Energie, die auf den Betrachter zurückwirkt. Sie verschafft uns neue Erfahrungen und Einsichten, kann Orientierung geben, aber auch verunsichern. Immer macht sie unser Leben reicher. Im Bereich der Fotografie versucht die Kameraindustrie den Amateur jeden Tag aufs Neue einzureden, dass die Bildschärfe und die Megapixelzahl des Fotoapparates Voraussetzung für gute Fotografie seien. Damit schafft sie aber nur Technikfetischisten, die nicht mehr an Inhalten und Gestaltung interessiert sind. Der Schärfewahn in der Fotografie unserer Zeit suggeriert und täuscht uns vor, dass wir mit Hilfe der Fotografie die Welt in voller Schärfe erfassen und interpretieren können.” Franz Hümpfner arbeitet ab und zu immer noch mit dem analogen Film, experimentiert mit der Unschärfe der Lochkamerafotografie, verschließt sich aber nicht den neuen digitalen Techniken. “Ein Foto braucht die Haptik des Papiers”, meint Franz Hümpfner, “die flüchtige Darstellung am Bildschirm kann nicht die sinnliche Qualität eines Fotos transportieren.” In neuester Zeit gestaltet Franz Hümpfner auch Zen- oder Wabisabi-Fotografie, die durch ihre Einfachheit Themen wie die Schönheit, Vergänglichkeit und Unvollkommenheit alles Seienden besonders gut ausdrücken kann. Gerne erinnert sich der sich jetzt im Ruhestand befindliche ehemalige Lehrer an seine Workshops zur künstlerischen Fotografie in der Kunststation Kleinsassen in den 90er Jahren und seine umfangreiche Fotoarbeit “Begegnungen mit der Kunst” über die DOKUMENTA 9, die sich jetzt als Dauerleihgabe im Dokumenta-Archiv in Kassel befindet. In unseren Tagen bekam die Fotografie auch die Anerkennung als Kunstform. Dennoch erinnert Franz Hümpfner an das Zitat des berühmten Fotografen Henri Cartier-Bresson (1908-2004): „Die Fotografie ist ein Handwerk. Viele wollen daraus eine Kunst machen, aber wir sind einfach Handwerker, die ihre Arbeit gut machen müssen.“ Und verschmitzt zitiert er gerne noch Charles Baudelaire (1821-1867): „Die Fotografie ist der Todfeind der Malerei, sie ist die Zuflucht aller gescheiterten Maler, der Unbegabten und Faulen.“ |
"Realizing that things, and even our lives, are imperfect, unfinished, and always changing frees me from the perfectionism that overwhelms and burns out people in Western industrialized nations. Photographers have been educated for many years by the photographic equipment industry to become technology fetishists in the interest of profit. So that new cameras can be sold constantly, one praises again and again new perfect photo cameras with absolutely sharply drawing objectives for the sales. A focus mania is spreading in the countless photo forums on the Internet. We succumb to the illusion that the world and reality can be captured sharply and accurately with photography." Franz Huempfner
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